.   BAJ: Alle unsere Interviewpartner bekommen auch diese Frage von uns gestellt, so auch nun an Dich: „Beschreibe Dich in 3 Worten“ Christiane: Ich bin Christiane, ein(e) … –          … Wortliebhaberin –          … Humorvolle –          … Kreativling . . BAJ: Hallo Christiane, Danke, dass Du uns für ein Interview bereit stehst. Wir kennen Dich von dem Radio-Interview bei ERF/Calando am 5.Juni dieses Jahres. Erzähle uns nochmal, wie Du zum Bibleartjournaling kamst und was Dich am meisten daran interessiert hat. Christiane: Ich hatte eine geistliche Krise hinter mir und musste mir unter anderem eingestehen, dass persönliches Bibellesen für mich immer ein Krampf gewesen war. Also hab ich zu Gott gesagt: „Ich lerne dich gerade ganz neu kennen, und es wäre doch gut, wenn die Bibel ein Teil dieses Prozesses wäre. Es fällt mir sooo schwer, mich damit zu beschäftigen – aber es muss doch auch irgendeinen Zugang dazu geben, der zu mir passt. Bitte hilf mir, den zu finden.“ Das war gerade zu der Zeit, als die erste Journaling-Bibel auf Deutsch erschien, und ich las ein paar Artikel übers Bible Art Journaling. Zuerst dachte ich: „Das kann nichts für mich sein – ich war immer schlecht in Kunst, kann nicht mal schön schreiben, war nie eine ‚Basteltrulla‘!“ Aber irgendwie hat mich der Gedanke daran so lange verfolgt, bis ich es endlich ausprobiert habe – und siehe da: Mein höchstpersönlicher Zugang! . BAJ: Du stellst uns eine deiner kreativen Bibelseiten vor, zu
Hesekiel 37,27
(Neues Leben Journalingbibel)

„Ich selbst will bei ihnen wohnen.

Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein.“

. . BAJ: … was ist Dir an dem Bibelvers wichtig und was bedeutet dir das Wort für die Zukunft? Christiane: Es geht hier um den Bibelvers „Ich selbst will bei ihnen wohnen. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein.“ Das sagt Gott in Hesekiel 37,27 zum Volk Israel – übrigens nicht das einzige Mal in der Bibel, sondern mit fast demselben Wortlaut auch in 2. Mose, mehrmals in Jeremia, in Hosea, Sacharja … Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund davon, Bibelverse aus dem Zusammenhang zu reißen, vor allem, wenn es um eine konkrete historische Situation im Volk Israel vor sehr langer Zeit geht. (Hesekiel war einer derjenigen, die von König Nebukadnezar nach Babylonien verschleppt worden waren. Gerade in den Dreißiger-Kapiteln des Buches gibt er Gottes Trost an die im Exil lebenden Israeliten weiter.) Aber ich finde es immer wieder schön, mich mit Texten zu beschäftigen, die etwas von Gottes Wesen zeigen: Er, der große und allmächtige Gott, kümmert sich um seine Leute, ihre Trauer ist ihm nicht egal, er will Gemeinschaft mit ihnen haben, sie gehören zu ihm! Ist das nicht grandios?! . . BAJ:  Du bist schon 2 Jahre mit BAJ „unterwegs“, wie hat sich dieses kreative Abenteuer für dich entwickelt? Christiane: Tja, nach dem ersten zaghaften Versuch hat sich das Abenteuer ganz schnell verselbstständigt! Von der ersten Seite an, die ich gejournalt habe, habe ich festgestellt, dass ich mich endlich gern und auf ganz neue und intensive Weise mit Bibeltexten auseinandersetzen konnte. Ich merke bis heute immer wieder, dass mich das Journaln auf neue Art mit Gott in Kontakt und ihm nahe bringt. Themen, die mir durch den Kopf wandern, kann ich vertiefen, indem ich mich kreativ mit den entsprechenden Bibeltexten beschäftige. So werden die Inhalte der Bibel auf ganz neue Weise in meinem Leben und Glauben lebendig, weil der kreative Prozess eine andere, emotionalere Ebene in mir anspricht als beim einfachen Lesen. Mittlerweile hat sich aber auch der kreative Prozess als solcher ein bisschen verselbstständigt: Anfangs hab ich wie wild unterschiedliche Materialien und Methoden ausprobiert – und bin immer noch dabei. Ich habe unglaublich viel gelernt (unter anderem, dass man Materialien anschaffen sollte, die man garantiert mehr als einmal verwenden wird, dass akkurate Kunst nix für mich ist und dass ich es liebe, mit Acrylfarben zu matschen). Und vor einiger Zeit habe ich angefangen, mich auch jenseits der Bibel kreativ zu betätigen – gerade habe ich zum Beispiel die erste Seite in einem Journal gestaltet, das ich inspirierenden Frauen widmen will: aus der Geschichte, der Gegenwart, der Bibel und meinem persönlichen Umfeld. Mary Kingsley war – zufällig – die erste: Was für eine mutige und abenteuerlustige Frau, die voller Entdeckerdrang ganz allein Westafrika erforschte. Und das zu einer Zeit (in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts), als Frauen sich um Haus und Herd zu kümmern hatten – echt beeindruckend! . . BAJ: Du hast hier eine geniale Technik angewandt, mit der Du auch den Einband Deiner Journalingbibel bearbeitet hast. Wie hast Du diese „Baby-Wipe-Technik gefunden? Christiane: Ich schaue mir immer wieder BAJ- und Mixed-Media-Tutorials auf Youtube an, um mich inspirieren zu lassen. Dabei bin ich irgendwann über diese Methode gestolpert. Ich fand sie cool, weil sie nicht nur simpel und eine tolle Materialverwertung ist, sondern auch immer ganz individuell wird – niemand hat jemals die gleichen Farbflecken auf einem Wischtuch! . . BAJ: Sieht toll aus, deshalb werden wir gleich am kommenden Montag diese Technik als Montagstipp mit ausführlicher Beschreibung vorstellen. Danke, dass du uns eine Schritt für Schritt Anleitung dazu vorbereitet hast. . .   BAJ: Eine letzte Frage, manche meinen Bibleartjournaling wäre lediglich ein Hype, was meinst du dazu? Christiane: Ja, kann sein, für manche ist es das vielleicht – ausprobieren, ganz nett finden, aber irgendwann wieder zu anderen Methoden wechseln. Ich weiß natürlich nicht, was in zehn oder zwanzig Jahren mit mir und der Bibel sein wird. Aber ich weiß, dass das BAJ für mich eine ganz neue Glaubenswelt eröffnet hat und zum wichtigsten persönlichen Bibelzugang geworden ist – es ist meine Art des Bibellesens geworden. Wenn ich mal eine Zeitlang nicht dazu komme, vermisse ich es total – das war für mich eine ganz neue Erfahrung der Sehnsucht nach der Bibel. Ich weiß von einigen, denen das Ganze zu aufwendig wurde. Das kann ich gut verstehen. Zurzeit brauche ich fürs Journaln einer Seite auch mal vier Stunden oder länger. Das lässt sich natürlich in einen vollen Alltag nicht immer einbauen. Deshalb bin ich mehr und mehr auf der Suche nach Methoden und kreativen Prozessen, die einerseits meinen kreativen Hunger stillen, andererseits aber schnell umzusetzen sind. Und ich muss wohl lernen, dass es okay ist, eine Seite auch mal für ein paar Tage liegenzulassen und dann daran weiterzuarbeiten. Für mich ist das Journaln auf jeden Fall viel mehr als ein Hype – und die Zukunft ist erst mal gesichert: Meine Bibeln sind voll von kleinen Zettelchen mit Bibeltexten und Ideen, mit denen ich mich unbedingt noch auseinandersetzen will!   . BAJ: Herzlichen Dank, Christiane, dass Du uns Rede und Antwort gestanden hast. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung, wenn wir uns das nächste mal treffen 🙂 . Christiane Henrich aus Wetter/Ruhr, die seit knapp zwei Jahren begeisterte Bible-Art-Journalerin ist. Im „echten“ Leben arbeitet sie als Redaktionsleiterin der Materialzeitschrift für Kindergottesdienst „SevenEleven“ im SCM Bundes-Verlag.